Statement von Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble anlässlich der Freischaltung des Internetauftritts der Deutschen Islam Konferenz (DIK) in Berlin
Ich freue mich sehr, heute mit Ihnen die Webseite der Deutschen Islam Konferenz freizuschalten. Heute ist der höchste islamische Feiertag, das islamische Opferfest. Wir haben uns bewusst entschieden, die Webseite der Deutschen Islam Konferenz heute freizuschalten. Denn der heutige Feiertag hat nicht nur eine große Bedeutung für die Muslime, sondern auch für den Dialog. Auch Juden und Christen verehren in ihren jeweiligen religiösen Traditionen Abraham als einen ihrer Urväter. Deshalb sprechen wir von einer gemeinsamen abrahamitischen Tradition.
Entscheidend für den Dialog ist das Verbindende, das Miteinander. Was wir nicht wollen, ist ein Nebeneinander. Denn das führt in Parallelgesellschaften. Wir wollen stattdessen Gemeinsamkeiten fördern und Unterschiede bewältigen. Das ist der Schlüssel zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in einem religiös vielfältigen Land. Deshalb haben wir vor zwei Jahren die Deutsche Islam Konferenz ins Leben gerufen. Seitdem gibt es erstmals einen gesamtstaatlichen Rahmen, in dem Vertreter aller staatlichen Ebenen mit Vertretern einer breiten Vielfalt muslimischen Lebens in Deutschland zusammenkommen.
Es gab damals Zweifel, ob ein solcher Dialog etwas zustande bringen und zu einem besseren Zusammenleben beitragen könnte. Ich habe von Anfang an gesagt, dass gegenseitiges Verstehen und Verständnis nur im Gespräch wachsen kann. Das braucht auch seine Zeit. Unterschiede muss man diskutieren, um sie verstehen zu können. Dann sieht man auch, dass Vielfalt keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung ist.
Inzwischen sind wir ein ganzes Stück vorangekommen und haben uns einem gemeinsamen Verständnis von Problemen und Lösungsmöglichkeiten zumindest angenähert. Alle in der Islamkonferenz haben sich einmütig zur deutschen Rechtsordnung und zur Werteordnung unseres Grundgesetzes bekannt. Das ist auch kein Lippenbekenntnis, wie mancher unterstellt hat.
Bei der letzten Plenarsitzung im März haben wir uns auf Empfehlungen zu zentralen Fragen des Zusammenlebens verständigt. Vom Bau und Betrieb von Moscheen über die Kooperation in Sicherheitsfragen bis hin zu den Grundlagen der Einführung von islamischem Religionsunterricht an staatlichen Schulen: Wir haben uns auf gemeinsame Vorschläge geeinigt und sie an die zuständige Kultusministerkonferenz weitergeleitet. Das alles zeigt: Dialog führt zu gemeinsamen Haltungen, in praktischen wie auch in grundsätzlichen Fragen. Es zeigt, wie wichtig und produktiv der Dialog für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist.
Dieser Dialog mit den bei uns lebenden Muslimen, aber auch der Dialog unter den Muslimen selbst, liegt mir ganz besonders am Herzen. Wir können vom Staat her Verstehen und Verständnis nicht verordnen. Es kann nur gesucht, gefördert und gepflegt werden. Das geht uns alle an. Das Bundesministerium des Innern und wir als Mitglieder der Deutschen Islam Konferenz möchte allen Interessierten die Möglichkeit geben, eine offene und pluralistische Diskussion über die Themen der Konferenz zu führen. Es war eine Anregung aus der Islamkonferenz selbst, so eine Internet-Seite einzurichten. Wir als Bundesinnenministerium haben das gründlich vorbereitet. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge übernimmt die redaktionelle Betreuung.
Das Herz der Internetseite, die ich gleich freischalten werde, ist ein redaktionell moderiertes Online-Diskussionsforum. Es steht allen offen und wird jeden Monat um ein neues Thema der Islamkonferenz erweitert. Ich lade alle Interessierten dazu ein, sich an einer lebendigen Diskussion zu den wichtigen Fragen unseres Zusammenlebens zu beteiligen.
Damit die Diskussionen eine gute Sachgrundlage haben, werden wir auf der Seite auch viele Hintergrundinformationen anbieten. Ich verspreche mir davon einen offenen, konstruktiven aber auch kontroversen Dialog. Streit und Zusammenhalt sind keine Gegensätze, sondern sie gehören notwendig zusammen.
Ich wünsche der Seite, dass sie zu einem guten Ort für Diskussion und zu einer wichtigen Informationsquelle zu Fragen der Integration der Muslime in Deutschland wird. Ich werde mich auch hin und wieder in die Webseite einloggen und auch einmal mitdiskutieren. Ich diskutiere ja auch mit Ralph Giordano, dem ich auch gesagt habe, dass er sich an der Debatte auf der Internetseite der DIK beteiligen soll. Er meinte, ich müsste ihm dann technisch unter die Arme greifen. Wir, die ältere Generation sind ja „digital immigrants“, während die Jüngeren „digital natives“ sind.
Am Ende möchte ich es nicht versäumen, den Muslimen in Deutschland ein gesegnetes Fest zu wünschen und schalte „Deutsche-Islam-Konferenz.de“ jetzt offiziell frei.