Nachwuchsförderung im Leistungssport



Rede von Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble beim Forum „Sportkarriere“ der Sportstiftung NRW in Düsseldorf
(Es gilt das gesprochene Wort.)

Tischtennis gehört für mich zu den Sportarten, die am direktesten den Wettkampf zwischen Sportlern zeigen, aber auch dass man im Sport immer ein Gegenüber braucht. Deshalb ist es schade, dass ich das Schau-Match eben nicht miterleben konnte. Ich finde das Deutsche Tischtenniszentrum     aber auch deshalb einen guten Ort für die heutige Veranstaltung, weil wir im Tischtennis seit Jahren weit überdurchschnittliche Leistungen erleben. Und auch besondere Fairness, wie sie etwa Timo Boll bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft 2005 zeigte, als er den Schiedsrichter zu seinen Ungunsten korrigierte. Tischtennisspieler wie Timo Boll oder auch Christian Süß haben bereits im Kindesalter mit ihrem Sport begonnen. Und ohne Nachwuchsförderung wären sie vermutlich nicht so weit gekommen, wie sie heute sind.

Für die Nachwuchsförderung im Leistungssport sind innerhalb unseren föderalen Strukturen in erster Linie die Länder zuständig. Der Bund konzentriert sich in der Sportförderung entsprechend den verfassungsrechtlichen Vorgaben auf den Spitzensport sowie auf herausragende breitensportliche Aktivitäten, an denen ein gesamtstaatliches Interesse besteht. Die Verantwortung für die Förderung des Breitensports wiederum liegt nach unserer Verfassung bei den Ländern und Kommunen.

Natürlich aber bedingen Breiten- und Spitzensport einander. Von Erfolgen an der Spitze gehen wertvolle Signale aus für die Verbreitung und Entwicklung des Sports an der Basis. So haben zum Beispiel Steffi Graf und Boris Becker in den 1980er Jahren einen regelrechten Tennisboom in unserem Land ausgelöst. Umgekehrt  rekrutiert sich der Spitzensport aus den Besten des Breitensports. Die Sportangebote für Kinder und Jugendliche haben deshalb nicht nur angesichts eines zunehmenden Bewegungsmangels eine große Bedeutung; sie eröffnen gleichzeitig die Möglichkeit der Talentsuche für den Spitzensport von morgen.

Dass der Staat den Sport fördert, hat noch weitere Gründe. Gerade der Spitzensport bietet immer auch die Chance zur nationalen und internationalen Repräsentation. Und der Sport – nicht nur die Wettkämpfe des Spitzensports, sondern auch der Breitensport – ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Alle diese Gründe sind wichtig. Darüber hinaus liegt eine besondere gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports darin, dass er jeden einzelnen Menschen – ob mit oder ohne Behinderung, ob Spitzenathlet oder Hobbysportler – zur bestmöglichen Leistung motiviert. Jeder Sportler spürt, wie das Erleben der eigenen Leistungsfähigkeit neue Kraft und Selbstvertrauen gibt. Das wirkt über den Wettkampf hinaus. Sport vermittelt, dass jeder etwas tun kann, um die eigenen Fähigkeiten und Chancen zu verbessern und dass es Freude macht, das zu tun. Gerade für junge Menschen, die sich manchmal schwer tun, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, ist das eine wichtige Erfahrung, die in gesundem Maße Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen fördert.

Diese Eigenschaften brauchen wir alle heute in einer Welt, in der es – wie im Sport – einen globalen Wettbewerb um die beste Leistung gibt. Um Erfolg zu haben, sind hier wie dort Einfallsreichtum, Einsatzbereitschaft und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gefragt.

Wettbewerb kann aber nur dann gerecht ablaufen und positive Wirkungen entfalten, wenn sich alle an gewisse Regeln halten. Wir erleben gerade auf den Finanzmärkten, wie wichtig mäßigende Vorkehrungen sind, die den Wettbewerb in geordnete Bahnen lenken und uns vor Übertreibungen schützen. Das gilt genauso im Sport. Auch da gibt es Spielregeln, die mitunter angepasst, vor allem aber eingehalten, durchgesetzt und vermittelt werden müssen. Wer im Sport lernt, die Spielregeln einzuhalten, wird sich auch mit gesellschaftlichen Regeln für ein faires Miteinander leichter tun. Deshalb müssen wir im Kampf gegen Doping weiter konsequent sein, wenn der Sport seine Vorbildwirkung für fair erzielte Leistung behalten will.

Fairness als Grundregel für das Miteinander zu vermitteln, ist eine weitere wichtige gesellschaftspolitische Funktion des Sports. Deshalb ist es so wichtig, Fair Play als zentralen Wert des Sports herauszustellen. Fair Play spricht Sportler und Fans gleichermaßen an, es stärkt das Gerechtigkeitsempfinden, Verantwortungsbereitschaft und Toleranz. Wer im Sport Respekt vor anderen erlernt, wird auch im Alltag nicht so leicht in die Versuchung kommen, andere Menschen auszugrenzen. Und wer Fair Play und Teamfähigkeit auf dem Sportplatz hoch hält, wird auch am Arbeitsplatz und in anderen Lebensbereichen bereit sein, für diese Werte einzutreten. Sport ist eine Schule des Lebens, in der jeder lernen kann mit Anderen an einem Strang zu ziehen.

Die Geste von Timo Boll bei der Tischtennis-WM 2005 war nicht nur fair gegenüber dem Gegner, sondern drückte auch Respekt gegenüber den Regeln, dem Schiedsrichter, dem Publikum, dem Sport insgesamt aus. Wenn wir davon mehr auch im gesellschaftlichen Miteinander hätten, würde das jedem Einzelnen gut tun und zugleich auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken.

Darin sehe ich einen dritten sehr grundsätzlichen Grund, warum staatliche Sportförderung langfristig positive Wirkungen für die ganze Gesellschaft hat. Der Sport stiftet Gemeinschaft und Zusammenhalt – im Großen wie im Kleinen, ob bei Massenveranstaltungen oder im Verein. Sportler und Fans gehen in einem hart umkämpften Match gemeinsam durch Freud und Leid. Sie teilen die Begeisterung über einen Sieg, aber auch Respekt und Anerkennung für die Unterlegenen.

Diese verbindende Kraft des Sports ist wichtig, besonders dann, wenn eine Gesellschaft heterogener wird. Wir leben heute nicht mehr wie vielleicht noch vor 30 Jahren in einem ethnisch, kulturell und religiös homogenen Land. Auch die Lebenswelten der Jungen und der Alten, der Armen und der Reichen entfernen sich eher, als dass sie einander näher kommen. Deutschland ist durch Zuwanderung vielfältiger geworden. Wir stehen vor großen Herausforderungen, die mit dem gesellschaftlichen Wandel einhergehen. Der Sport kann eine starke Kraft sein, der Zuwanderinnen und Zuwanderer an unser Land und seine Menschen bindet. Der Spitzensport kann Identifikationsmöglichkeiten schaffen – auch mit Athletinnen und Athleten, die anderswo geboren sind.

Ich glaube, wir alle haben bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gemerkt, wie positiv sich das auf eine ganze Gesellschaft auswirken kann. Wer miterlebt hat, wie Fans aller Nationalitäten, Kulturen und Religionen bei unserer WM 2006 ausgelassen miteinander feierten, der konnte nicht anders als sich begeistern zu lassen. Vielleicht war Deutschland auch deshalb so ein guter Gastgeber. Das ganze Land ist offener, gelassener und selbstbewusster geworden. Mir kam es so vor, dass sich damals die verzagte Stimmung der Vorjahre, die Angst vieler Menschen vor dem globalen Wettbewerb ein Stück weit aufgelöst hat. Sie wich dem Gefühl, dass wir Deutsche doch etwas Wertvolles in die Völkergemeinschaft einzubringen haben und dass wir dafür auch respektiert werden in der Welt.

Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass sich die WM 2006 nicht so positiv auf unser Land ausgewirkt hätte, wenn Deutschland schon in der Vorrunde sang- und klanglos ausgeschieden wäre. Leistungssport, der keine Erfolge vorweisen kann, ist nicht so attraktiv, wird weniger wahrgenommen und kann dann auch weniger positiv in die Gesellschaft hineinwirken. Das gleiche passiert, wenn der Sport durch Doping beschädigt wird und unfaire Methoden die Werte des Sports ad absurdum führen.

In beiden Fällen, das haben wir besonders deutlich im Radsport gesehen, verkümmert der Sport und alle verlieren. Deshalb muss jede verantwortliche Sportförderung auf Beides achten: dass die Leistung stimmt und dass dabei keine unerlaubten, unfairen Mittel zum Einsatz kommen. Nur wenn wir – in erster Linie der autonome Sport selbst, dann die Gesellschaft und der Gesetzgeber – beide Herausforderungen gleichermaßen ernst nehmen, kann der Sport sein Potential voll entfalten.

Das ist natürlich leichter gesagt, als getan. Der Wettbewerb wird auch im Sport immer internationaler und härter. Die Vorteile, die Länder mit eingespielten Sportstrukturen wie zum Beispiel Deutschland haben, werden nicht wertlos, aber die anderen, „jüngeren“ Sportnationen holen kräftig auf.

Eine wichtige Rolle spielt dabei der technische Fortschritt. Mindestens so wichtig wie die Ausrüstung, und ich glaube wegen des globalen Anpassungseffekts letztlich bedeutender, ist die Frage der bestmöglichen Ausbildung und des Trainings. Die Erfahrung lehrt, dass besonders die Nationen Erfolg haben, die den Spitzennachwuchs früh erkennen und konsequent fördern.

Bei uns passiert das in der Regel zuerst in der Schule und im Sportverein. Wie effektiv wir im Sichten von Talenten sind, hängt maßgeblich von der Zusammenarbeit zwischen Sportlehrern, Übungsleitern und Trainern ab. Sie sind die Bindeglieder zwischen Schulen und Sportvereinen. Es braucht aber auch eine hinreichend breite Basis an Talenten. Kinder und Jugendliche müssen für den Sport, am besten für ein kontinuierliches Engagement im Leistungssport begeistert werden. Hier haben sich landesweit organisierte, flächendeckende Kooperationsprogramme von Leistungssport und Schule bewährt. Der Schulsport fungiert dabei als organisatorischer Rahmen für Sichtungswettbewerbe wie zum Beispiel Schulsportfeste, aber auch die Bundesjugendspiele und „Jugend trainiert für Olympia“.

Gerade dieser Bundeswettbewerb ist eine tolle Erfolgsgeschichte. In fast 40 Jahren haben sich 22 Millionen Kinder und Jugendliche mit über zwei Millionen Lehrkräften und Betreuern beteiligt. Hauptzweck ist natürlich, das Leistungs- und Gemeinschaftsverhalten junger Menschen im und durch den Sport zu fördern. Im Wettbewerb mit seinen Ausscheidungen auf Lokal- und Kreis, Landes- und Bundesebene kristallisiert sich die Leistungsspitze heraus, die wir fördern müssen.

Talente zu erkennen, ist aber keine punktuell zu erledigende Aufgabe. Erst im sportartspezifischen Training, wie es überwiegend die Vereine leisten, wird über einen längeren Zeitraum deutlich, ob Nachwuchssportler die Kriterien für den jeweiligen Kader erfüllen. Und innerhalb der Kader wird dann wieder eine Auswahl getroffen, wer für eine gezielte Förderung in Frage kommt. Konsequente Nachwuchsförderung setzt also ein gutes Zusammenwirken qualifizierter Trainer und Übungsleiter voraus, damit Talente früh erkannt werden und das Training erhalten, mit dem sie in die Leistungsspitze vordringen können.

Dafür müssen allerdings auch die äußeren Rahmenbedingungen stimmen. Um die zu hohe „Drop-Out-Quote“ von aussichtsreichen Nachwuchsathleten zu reduzieren, haben sich Bund, Länder und der Deutsche Olympische Sportbund der Vereinbarkeit einer Karriere im Leistungssport mit der Schul- und Berufsausbildung angenommen. Es ist ja schon nicht unproblematisch, wenn – wie neulich zu lesen war – ein Sportler auf eine 30 Kilometer entfernte Schule wechseln muss, damit er keine Probleme bekommt wegen berechtigter Fehlzeiten.

Um solche Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, wurde auf Initiative des Deutschen Olympischen Sportbundes das Verbundsystem Schule-Leistungssport geschaffen. Es soll die Anforderungen aus Training, Schule, pädagogischer Betreuung und wissenschaftsorientierter Trainingsbegleitung bündeln. Ein solch umfassender Ansatz ist wichtig, damit die Jugendlichen nicht an der Mehrfachbelastung von schulischen Anforderungen, Training und Teilnahme an Wettkämpfen scheitern.

Besonders sportbetonte Schulen, die vom DOSB als Eliteschulen des Sports anerkannt worden sind, eignen sich für diesen Ansatz. Sie mindern das Spannungsverhältnis zwischen hohem Trainingsaufkommen und schulischer Belastung. Bundesweit sind 39 Einrichtungen als Eliteschulen des Sports anerkannt, hier in Nordrhein-Westfalen sind es Schulen in Bonn, Leverkusen, Essen, Bochum-Wattenscheid und Winterberg.Die organisatorische, fachliche und finanzielle Verantwortung für die Eliteschulen des Sports liegt wegen ihrer Kulturhoheit ausschließlich bei den Ländern.

Maßgeblich für Fördermaßnahmen des Bundes sind das Leistungssportprogramm meines Hauses sowie die entsprechenden Förderrichtlinien, wobei die konkrete Bundesförderung immer in enger Abstimmung mit den in erster Linie für den Nachwuchs zuständigen Ländern geschieht. Wie gut das Zusammenwirken mit den Ländern funktioniert sieht man bei den Olympiastützpunkten, an denen der Bund im Schnittstellenbereich vom Landeskader zum Bundeskader – übrigens gegen das Votum des Bundesrechnungshofs, der da keine Bundeszuständigkeit sieht – wesentliche Verbesserungen mit auf den Weg gebracht hat. Vor allem die sogenannten Häuser der Athleten und die Laufbahnberatung helfen, die durchgängige Vereinbarkeit von Spitzensport mit Schule, Ausbildung und Studium zu verbessern.

Für die Häuser der Athleten an den Olympiastützpunkten gibt der Bund im Jahr 1,1 Millionen Euro pro Jahr. Das Geld ist sinnvoll angelegt, weil die Häuser auch Nachwuchsleistungssportlern die Chance bieten, Förderstrukturen in ihrem regionalen Umfeld zu nutzen und ihre sportliche Karriere besser mit dem Alltag zu verbinden. Wohnheime erleichtern dabei den Wechsel aus der Schulzeit in die nächste Bildungs- oder Ausbildungsphase. Gerade in dieser für alle jungen Menschen nicht einfachen Umbruchphase ist es wichtig, dass die Verbindung zu den Trainern und den anderen Athletinnen und Athleten bestehen bleibt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die sportliche Karriere weiter vorangetrieben wird.

Ausschlaggebend dafür ist oft die Frage, welche Perspektiven sich Nachwuchsspitzensportlern für den weiteren Weg bieten. Deshalb ist die Laufbahnberatung an den Olympiastützpunkten, die jungen Athletinnen und Athleten berufliche Chancen aufzeigt und auch Kontakte herstellt, eine wichtige Begleitmaßnahme, die allen hilft. Der Bund wendet dafür pro Jahr noch einmal 1,1 Millionen Euro auf, die Länder beteiligen sich angemessen.

Bei alledem müssen wir der Tatsache Rechnung tragen, dass die Berufsbilder insgesamt immer spezialisierter werden und dass es natürlich auch beim Sportnachwuchs ganz unterschiedliche Interessen gibt.

Um die Vereinbarkeit mit einem Hochschulstudium zu verbessern, haben sich die Kultusministerkonferenz, die Sportministerkonferenz, der Deutsche Olympische Sportbund und die Hochschulrektorenkonferenz zusammengetan. Sie unterzeichneten im letzten Jahr eine Gemeinsame Erklärung „Spitzensport und Hochschulstudium“. Um die zum Teil gegenläufigen Interessen von beiden zusammenzubringen, setzt das Konzept auf pragmatische Maßnahmen, zum Beispiel eine möglichst große räumliche Nähe von Hochschule, Olympiastützpunkt und Trainingsstätten. Wie wichtig das für unseren Sportnachwuchs ist, zeigt eine aktuelle Zahl: Von den 440 deutschen Olympiateilnehmern in Peking 2008 waren ein Drittel Studierende.

Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass nicht alle Sportlerinnen und Sportler ein Studium anstreben. Sie wollen und müssen einen anderen Weg finden, der ihnen Perspektiven außerhalb und nach dem Sport ermöglicht. Deshalb halte ich es für unverzichtbar, dass gerade der Staat mit gutem Beispiel vorangeht und Spitzensportlern mit der Dualen Karriere eine attraktive Beschäftigungsmöglichkeit bietet.

Bewährt hat sich zum Beispiel die Berufsausbildung von Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern zu Polizeibeamten im Rahmen der Sportförderung der Bundespolizei. Bewerber müssen die allgemeinen Voraussetzungen für den Polizeivollzugsdienst mitbringen; in ihrer Sportart müssen sie Spitzenleistungen erzielen, die sich in der Prognose auf Weltniveau bewegen.

Damit solche Leistungen erreicht werden können, sind die polizeifachliche Ausbildung und das Training eng aufeinander abgestimmt. Athletinnen und Athleten in den  Wintersportarten können sich von August bis November auf die die Wettkampfsaison vorbereiten, die bis März geht. Bei den Sommersportarten ist es zeitlich entsprechend umgekehrt, ausgerichtet auf die jeweilige Wettkampfsaison. Mit abgeschlossener Ausbildung stehen den Absolventen auch nach dem Ende der sportlichen Laufbahn gute Entwicklungsmöglichkeiten bei der Bundespolizei offen.

Ergänzt wird dieses Angebot durch die Spitzensportförderung in der Bundeswehr und in der Bundeszollverwaltung. Ingesamt hält der Bund im Öffentlichen Dienst rund 1000 Stellen für Athletinnen und Athleten bereit. Wenn man das mit der Gesamtzahl der Bundeskader – rund 4000 – vergleicht, wird deutlich, wie stark sich der Bund für eine Duale Karriere der Sportlerinnen und Sportler engagiert. Das ist aber auch notwendig. Angesichts der zunehmenden Professionalisierung des internationalen Spitzensports können wir nur vorne mit dabei sein, wenn wir unseren Talenten die Chance auf eine sportliche Karriere und eine sinnvolle Berufsperspektive eröffnen. Wie gut das funktioniert sieht man übrigens auch an der hohen Erfolgsquote der Spitzensportlerinnen und Sportler in der Bundespolizei, der Bundeswehr und der Bundeszollverwaltung. Ich habe vorhin gesagt, die Leistung muss stimmen, damit der Sport attraktiv bleibt, und das gilt natürlich genauso für die Nachwuchsförderung.

Alles in allem haben wir ein funktionierendes System der Sportförderung, in dem die Sportverbände und der Staat eine Menge unternehmen, um Spitzentalente früh zu erkennen und zu fördern. Vom schulischen Bereich über Studium und Berufsausbildung bis zum Leben nach dem Sport: Wir lassen unsere Talente nicht alleine, sondern bemühen uns intensiv um die Vereinbarkeit des Spitzensports mit der Arbeitswelt. Dass wir das so intensiv tun müssen, hat aber leider auch einen Grund, mit dem ich mich nicht anfreunden kann. Es gibt bisher nur wenige Unternehmen, die das besondere Potential, das Spitzensportler auch in ihr berufliches Wirken mitbringen, als solches erkennen und ähnlich gezielt fördern. Und auch der Staat und die Akteure im Sport können sich nicht zurücklehnen. Die Olympischen und Paralympischen Spiele in Peking letztes Jahr haben gezeigt, dass wir in vielen Sportarten mehr tun müssen, um ganz vorne zu landen.

Deshalb ist es sehr gut und wichtig, dass sich die Länder noch stärker für die Förderung des Spitzennachwuchses engagieren. Genau das macht die Sportstiftung NRW in vorbildlicher Weise, indem sie neue Initiativen und Projekte im Training und der begleitenden Betreuung von Nachwuchssportlerinnen und -sportlern unterstützt. Sie wirkt genau an der Schnittstelle von Landeskader und Bundeskader, über die ich vorhin sprach.

Wenn die Sportstiftung NRW heute unter anderem junge Nachwuchssportler, die Vorbildliches geleistet haben, mit einem Ehrenförderpreis auszeichnet, dann ist das eine offizielle Anerkennung für die herausragenden Leistungen, die Sie, liebe Preisträgerinnen und Preisträger, sich hart erarbeitet haben. Zugleich ist die heutige Auszeichnung eine gute Gelegenheit, unseren sportbegeisterten Jugendlichen zu sagen, dass der Staat sie fördert, wenn sie diesen Weg gehen wollen. Deutschland ist ein sportbegeistertes Land. Und wenn es uns gelingt, unsere Talente zu erkennen und bestmöglich zu fördern, dann bleiben wir auch weiter ein leistungsfähiges Land. Dann müssen wir Wettbewerb nicht fürchten, vielmehr motiviert er uns zu Leistung, Fairness und Zusammenhalt.v