Buchinformationen des Verlags:
Deutschland macht vier Jahre nach seiner Wiedervereinigung einen verwirrten Eindruck. Es ist eine Großmacht, will aber im Grunde keine sein. Es ist larmoyant, wo seine Nachbarn doch eher erwartet hatten, daß die Deutschen unerlaubt triumphierten. Es leidet unter den Schwierigkeiten des Zusammenwachsens, obwohl doch der Aufschwung nur eine Frage von Jahren ist. Nie zuvor in der Geschichte, sagt Schäuble, sei eine an den Status quo gewöhnte Gesellschaft innen- und außenpolitisch solchen Veränderungen ausgesetzt gewesen wie die Europäer und insbesondere die Deutschen seit 1989. Der Architekt der deutschen Einheit fordert von seinen Landsleuten, entschlossen Mut zur Zukunft zu zeigen: Anstatt sich weinerlich in die alten Verhältnisse zurückzusehnen, sollten sie Abschied nehmen von der »Voll-kasko-Mentalität« und sich, statt ausschließlich der Selbstverwirklichung des Individuums nachzuhängen, wieder auf Werte wie Solidarität und Gemeinschaft besinnen, denen die Bundesrepublik in der Zeit Adenauers und Erhards ihren staunenswerten Aufstieg verdankte.
Die um sich greifende Politikverdrossenheit kommt nach Schäubles Meinung aus dem gestörten Verhältnis der Deutschen zu Nation und Geschichte. Er begreift Nation als »Schutzgemeinschaft« angesichts zunehmender Unübersichtlichkeit und überall auftretender Kriege und Bürgerkriege.
Schäubles Buch scheut kein heißes Eisen. Das wird deutlich, wenn er fordert, daß die Bundesrepublik als Zentralmacht Europas in vollem Umfang und mit allen Konsequenzen auch außenpolitisch die Last eines souveränen Staates tragen muß und sich an friedenserhaltenden und friedenschaffenden Maßnahmen beteiligen muß. Das wird auch erkennbar an Schäubles Überlegungen, wie man Deutschland international wettbewerbsfähiger machen kann.
Dieses Buch wird heftige Kontroversen auslösen. Die Wächter der Political correctness werden sich empört zeigen, die Verteidiger des Status quo sich provoziert fühlen. Doch das Land muß sich dieser Debatte stellen -weil es um die Zukunft Deutschlands geht.